Das schwammige Konzept der Orthographie

Wir schreiben das Jahr 1071 der sechsten Epoche. Eintausend Jahren Gleichschaltung zum Trotz können sich die Morakar nicht darauf einigen, wie man Pferd schreibt.

Es gibt zahlreiche Fantasy-Bücher, in denen sich der Autor als Übersetzer eines Originaltextes zu erkennen gibt (Walter Moers‘ legendäre Fußnoten möchte ich an dieser Stelle hervorheben). Ich würde so weit nicht gehen, vor allem aus dem banalen Grund, dass die Gedankenströme, die mir aus den Köpfen dieser Gossenkinder in den Kopf fließen, nicht wirklich auf Standard-Morai sind. Es spaziert kein Hildegunst über meine Seiten, der mit sorgfältiger Hand und perfekter Grammatik einen kohärenten Tatsachenbericht verfasst. Nein, etwas Distanz zu der Originalsprache kann nur gut tun.

Allerdings bleibt mir nicht erspart, mich mit dem Thema der morakischen Rechtschreibung auseinanderzusetzen. Darüber will ich auch nicht klagen (schön, zumindest nicht ausgiebig) – Sprache ist mein Steckenpferd. Dadurch juckt es mir aber zu oft in den Fingern, selbst überall erklärende Fußnoten anzubringen. Der folgende sehr laienhafte, ungeordnete Text soll in der Hinsicht etwas Erleichterung verschaffen.

Ji/enewra

Eine erste Konfrontation mit dem morakischen Alphabet machen wir beim Namen der Narekranska. Jenewras Vorname wird meistens wahlweise als Djin oder Jinu abgekürzt. Das morakische Alphabet unterscheidet nicht strikt zwischen Konsonanten und Vokalen, sondern ist in Gruppen oder Paaren arrangiert, innerhalb derer die Unterschiede fließend sind. Man besehe die Szene, in der Alois und Arven an einer Zeichensprache arbeiten.

Nachdenklich male ich mit einem Finger die Schleife vom e nach. „Zum Beispiel dz, dj, j. Wenn die alle aus einer Richtung kommen“, ich führe die Hand von der Brust weg, „Und dann die Finger die Töne bilden, das macht Sinn, denke ich, so viele Töne gibt es nicht, das kriegt man mit ein paar Fingern hin. […]“

Arven v. R., ein sehr selbstbewusster mensch

Das morakische Alphabet besteht aus 33 Buchstaben, die in zehn Gruppen angeordnet sind. Wenn mehrere Schreibweisen (Ks/X) angegeben sind, sind dies regionale Unterschiede, die auf leichte Abwandlung des gleichen Buchstabens beschränkt sind. Das einfache H wird ausgelassen, da es als Zeichen geschrieben wird und nicht als Buchstabe gilt.

[ Hj – Ye – Nh – Ia ], [ E – I – Y ], [ A – O: ], [ O – U – Y ], [ Ks/X – Ts – Z – S ], [ Sch/Sz – Sk ], [ Dz – Dj – J ], [ Ch – K/C – T – D – G ], [ R – L – N ], [ F – P – B – W/V ]

Diese Buchstabengruppen wiederum sind einander näher oder ferner. Beispiel: I und E sind in einer Gruppe. E ist wiederum nahe an Ye, welches aber in einer anderen Gruppe ist. Ja, das ist alles ein großer Spaß. Wollte ich Morai lautgemäß aufschreiben, bräuchte ich Buchstaben aus dem Russischen, Polnischen und Hebräischen. Unser beschränktes Alphabet wird von mir einfach mit „dz, ks, dj“ verprügelt, bis es sich fügt. Man sieht in der obenstehenden Liste auch Wiederholungen. Das Y in „Yehena-Sarit“ ist in morakischer Rohschrift ein Ye und wird wie das deutsche J ausgesprochen. Das Y am Ende von „Petrowny“ ist dem unbetonten E in „Zitrone“ nahe. Ein slawisch angehauchtes Schwa. Das letzte Y ist schließlich eng mit dem U verwandt – die Mehrzahl von „Rewanu“ (kleiner Wolf) ist „Rewanyr“. Dieses Y ähnelt einem deutschen Ü.

Wir wirken sich die Buchstabengruppen auf die morakische Sprache aus?
Extrem vereinfacht zusammengefasst: Benachbarte Buchstaben sind auf Morai fast immer auswechselbar. (Diese linguistic property habe ich mir nicht ausgedacht. Im Deutschen sind zum Beispiel p und f verwandt, was dazu führt, dass man im Niederdeutschen Appel und im Hochdeutschen Apfel sagt.* Es verstehen sich aber trotzdem alle. Außerdem entschuldige ich mich für die verstreuten englischen Begriffe – ich habe den Saft zwei Semester lang auf Englisch studiert).

Jinu, Jenu – kein Unterschied auf Morai. Selbst bei offiziellen Urkunden würde niemand mit der Wimper zucken, wenn dort Jinewra stünde. Oder Djin vs. Jinu: Dj und J sind auf Morai zwei klar verschiedene Buchstaben, doch einander nahe verwandt und somit austauschbar. Hjartan hingegen, dessen Name mit dem Kehllaut „Hj“ beginnt, ist von diesen Lauten weit entfernt und würde niemals Dzaro genannt werden. Fun Fact: Die seweranische Form seines Namens, Yarden, lässt noch die Verwandtschaft zwischen Hj und Ye erkennen.

Oder nehmen wir uns die Gruppe [ Hj – Ye – Nh – Ia ] vor. Wir treffen in Nel War flüchtig eine Annha. Wäre sie in Mau geboren worden, hieße sie Anhja, die ruschkanische Variante lautet Anya, Südwesten und Dijawora tendieren zu Ania. Diese Variationen werden unterschiedlich ausgesprochen und sind für das morakische Ohr leicht zu unterscheiden. Natürlich beschränkt sich diese Eigenheit nicht auf Namen, doch im Kontext der Geschichte erscheinen die am häufigsten. Ich kann gar nicht abwarten, meinem Editor zu erklären, dass die folgenden Sätze mit Absicht so aussehen:
– Nach einigen Stunden platzte dem Vertreter der Ruschkana der Kragen […]
– Es gibt keine Maidrem mehr und keine Roszka-Imringar […]
– […] wäre Nesto nicht ständig in der Nähe, würde ich wohl deutlich lauter über das Roschka-Pack fluchen.
– „[…] ich habe gestern mit dem Kerl von der Roskem Warna geredet.“
Falls es beim Lesen nicht klar wurde, ja, das sind alles anerkannte morakische Varianten des „ruschk-“ Wortstamms. In Mau ist der Standard „Ruschkana“, und Arvens abfälliger Gedanke über das Roschka-Volk lässt erkennen, dass die Transformation vom U zum O hier im vulgären Kontext geschieht. Das liegt u. a. daran, dass der Name der ansässigen ethnischen Gruppe, die vom Gottkönig unterworfen wurde, Roszka bzw Roska lautete und man dem besiegten Feind keinen Respekt entgegenbrachte.

Morakische Vornamen

In Mau treffen wir auf Personen und Einflüsse aus aller Welt. Bei einem Querschnitt durch die traditionell morakischen Namen kommen folgende Erkenntnisse:

  1. Fast alle Namen, die auf -a enden, sind unisex. Dazu zählen Jatka, Setka, Marika, Diska, Ilena, Ilga, Aura.
  2. Namen, die auf -al oder -ial enden, sind unisex (und stammen meistens aus der Efdarenja oder Mark Wonschau). Dazu zählen Belial, Jatal, Michal.
  3. Namen, die auf -in enden, sind maskulin und können durch ein angehängtes -e zur femininen Version gemacht werden. Dazu zählen Sasatin, Antonin, Evskalin, Soline, Sandrine, Charline.
  4. Namen, die auf -is oder -ise enden, sind feminin. Dazu zählen Gladis, Maldis, Kadis, Selise.
  5. Männernamen, die auf -aw, -ow, oder -iew enden, sind umfunktionierte morakische Nomen und nicht mehr modern. Dazu zählen Aschraw, Uskoniew, Sekolow.
  6. Kosenamen sind unisex und können auf -ko, -nu, -iem enden. Dazu zählen Suschko, Deschko, Jadiem, Jinu.
  7. Kurznamen sind fast immer unisex. Dazu zählen Gena, Ghjera, Maro, Mina, Katt, Eva.
  8. Namen, die auf -i, -ai oder -ei enden, sind Leihnamen aus Khjerawe. Beispiel: Merei.
  9. Namen, die -th enthalten, sind Leihnamen aus Sewona oder ohne Veränderung aus dem Alt-Morai übernommen. Beispiel: Amalranth, Karath.
  10. Der Großteil der gendered names sind maskulin. Keine Frau wird Derrik genannt, aber es gibt eine Menge männlicher Newas.
Macht das Spaß?

Ehrlich gesagt, ja. Mau ist eine unglaublich bunte Kulisse, die linguistisch und worldbuilding-mäßig viel zu bieten hat. Ich frage mich beim Lesen anderer Bücher oft, wie in aller Welt es jeden Namen nur einmal gibt. Man will mir erzählen, dass wir in 8 Bänden Game of Thrones nur einen Jon treffen? Einen einzigen? Leute, ich kenne vier Victorias, drei Jans und fünf An(n)ikas. Dass der Starjournalist der Sprochanie Mau und der Patron der Huskara – zwei Männer aus einer Generation, einer Gegend und der gleichen sozialen Schicht – einen Vornamen teilen, erscheint mir ziemlich natürlich.

Anton Sokolov ist nicht beeindruckt. (Quelle: Dishonored Wiki)

Ich habe diesen Artikel gestern Nacht gegen ein Uhr begonnen. Seit zwei Tagen bin ich wieder arbeitslos (unverschuldet, falls es jemanden interessiert), und der Fokus auf die immerwährende Konstante in meinem Leben fühlt sich gerade ungemein gut an.

Individualismus und Legalität

Fallbeispiel Revca. Ich habe mich wirklich darauf gefreut, ihre Szene mit dem Stadtrat zu schreiben, weil der Kontrast zwischen ihrer selbstgewählten Persona und tatsächlichen Abstammung so groß ist. Vergleichen wir also, was ihre jeweiligen Namen dem morakischen Zuhörer mitteilen.

„Name“, sagt die Justizsekretärin.
„Revca Kruwosenna.“
Alchor erhebt die Stimme. „Den vollen bürgerlichen Namen.“
Die Muskeln um ihren Mund spannen sich an. Revca antwortet lauter und mit einem leicht herausfordernden Unterton. „Hrawka-Ilena Henriksenna Matyjek nas ben Brutus.“

Morakische Namen funktionieren nach dem Konzept [Vorname(n)] – [Patronym] – [Nachname] – [Titel]. Wenige Charaktere besitzen alle vier.
Morakische Kinder haben einen Vornamen, manchmal zwei. Die können durch einen Bindestrich verbunden sein (Hrawka-Ilena) oder nacheinander stehen (Arven Sekolow).
Das Patronym -senna (Tochter) oder -gond (Sohn) ist selbstgewählt und hat kein legales Gewicht. Revca kann sich frei als Henriks Tochter bezeichnen oder seinen Kunstnamen Kruwo verwenden. Sie könnte ebensogut eine Mutter oder Mutterfigur anführen. Würde sie sich als Mann sehen, könnte sie Henrikgond benutzen.
Der Nachname zeigt, dass die Person das Bürgerrecht besitzt. Wer ohne Nachnamen geboren wird und das ändern will, muss sich für teures Geld einen kaufen. Revcas Nachname ist Matyjek. Sie hat ihn von Kruwo bekommen, als er sie aufnahm. Da sie nicht sein leibliches oder legal adoptiertes Kind ist, musste er dafür die volle Einbürgerungsgebühr zahlen.
Der Adelstitel steht ganz zuletzt und wird durch „var“ oder „nas ben“ (Bastardkind) mit dem Rest des Namens verbunden. Rechtlich gesehen (z.B. bezüglich der Reisefreiheit) gelten „Halbadlige“ als adlig. Ihr verkappter Titel wirkt sich lediglich auf das Erbrecht aus.
Andere Beispiele:
Jatka Dennokgond var Eval hat keinen Nachnamen, weil seine Familie so verdammt alt ist, dass ihr Titel vor der offiziellen Einführung von Nachnamen verliehen wurde.
Hjartan Helmgond hat keinen Nachnamen und keinen Titel. Da er sein Patronym selbst bestimmen oder wechseln kann, würde er sich vor Gericht durch seine Tätowierung ausweisen.
Alois Pellbeck hat einen Nachnamen, verwendet aber kein Patronym, weil er offen aus Belabesch stammt und ein Waisenkind ist.
Manche Menschen verwenden im Alltag außerdem fast ausschließlich ihren Vornamen (z.B. Belial), nutzen einen Kunstnamen (z.B. Kruwo, Octopus) oder werden mit einer Verkürzung ihres Adelstitels angesprochen, als handle es sich um einen Nachnamen (z.B. Karol var Lesschek). Da jeder Morak durch seine Tätowierung ausgewiesen ist, besteht bei der Selbstidentifizierung relative Freiheit.

Was ist mit Revcas Vornamen? Ihre Mutter hat das Mädchen gleich nach der Geburt als Hrawka-Ilena eintragen lassen, vermutlich, um bei Derrik Pluspunkte zu sammeln. Revca ist nach gleich zwei Brutusar benannt – Derriks Großmutter und verstorbener Schwester. Hrawka ist als Frauenname sehr unmodern (etwa auf dem Niveau von Agatha und Mildred), und die gezwungene Verbindung zu Derrik sorgt bei Revca ebenfalls nicht für gute Laune. Sie hat sich des oben beschriebenen Konzepts bedient, um ihren Namen so weit wie möglich zu entfremden.
[ Hr -> R ] Da das H an dieser Stelle keine zwei Silben voneinander trennt, kann man es problemlos fallenlassen.
[ A – > E ] Weniger einfach. A und E sind einander nicht nahe, jedoch über drei Ecken verbunden. (Rewa – Rywa – Rouwa – Rowa – Rawa). Wenn man die Augen zusammenkneift, geht es durch.
[ W -> V, K -> C ] Kein Problem, die sind fast das gleiche.
Sich als Hrawka „Revca“ zu nennen, ist ungefähr so, wie wenn eine Yasemin sich „Jessie“ tauft. Der Zusammenhang ist für Außenstehendeauf den ersten Blick eher dünn, aber fast jeder wird den Gedankengang dahinter verstehen.

Sprachliche Entfremdung

Während fast alle Morakar die gleiche Sprache (Neu-Morai) sprechen, ist der tatsächliche Wortlaut und Klang je nach Region sehr unterschiedlich. Manchmal ist es nicht ganz einfach, einander zu verstehen. Der deutsche Sprachraum hat inzwischen leider viel von seiner Vielfalt verloren, aber sinnbildlich kann man sich die Landratssitzung so vorstellen, dass da Plattdeutsch, richtig tiefes Bayrisch, Kölsch, Insel-Norddeutsch und Schwizerdytsch durcheinanderfliegen. Der Justizsekretär bemüht sich, ein etwas künstlich klingendes Hochdeutsch zu sprechen, und die Reminar haben allesamt breite Berliner Schnauze.

Schönes Beispiel ist dafür Belabesch. Die Institution ist so alt, dass ihr Name sich über die Jahrhunderte zusammen mit der lokalen Sprache wandelte. Ursprungswort war das alt-morakische Byelberesz (bzw. Bielberesch auf Neu-Morai). Für gewöhnlich folgen solche Unterschiede nicht strikt den Prowidenzgrenzen (bzw. sprachliche Tendenzen erstrecken sich über diese Grenzen hinaus).

Hässliche Tabelle, schöner Inhalt.

Irgendeines schönen Tages mache ich hier draus mal eine nette Landkarte, aber dieser Tag ist nicht heute. Es gibt natürlich so viele Akzente, Dialekte und Sonderbarkeiten, wie es Regionen gibt. Moran ist ungefähr so groß wie US-Amerika. Wir wollen uns mal auf das Gröbste beschränken, ja? Danke. Hier einige weitere Fun Facts. Ich finde sie jedenfalls sehr fun. Wer treu bis hierher gelesen hat, tut’s vermutlich auch. Man könnte stattdessen auch etwas Produktives unternehmen, wie die Blumen zu gießen oder ein bisschen zu wichsen. Ich schweife ab.

  1. Der „Sestra-Akzent“, den u.a. Hjartan hat, hat nicht nur khjerawische Einflüsse. Er stammt überwiegend von den vielen efdarischen Wanderarbeitern, die im Bruch Arek und der Huskara leben. Das Resultat wird vom maurischen Zuhörer unbewusst als ärmlich (provinziell), jedoch nicht als ungebildet registriert.
  2. Revcas üblicher Ton ist von der maurischen Fabrikarbeiterklasse nicht zu unterscheiden. Sie hat diese Sprechweise nicht von ihrer Familie, sondern aus der Urt-Awra übernommen. Auf die Narekran wirkt das instinktiv vertrauenswürdig. Sie kann sich dank ihrer Erziehung mühelos in den maurischen Adel einfügen, macht sich aber selten die Mühe.
  3. Arven und Nesto haben einen harten maurischen Akzent, der von den anderen Einflüssen der Oberstadt praktisch unberührt geblieben ist. Die Reminar sind eine erzmaurische Familie und legen Wert darauf, dies vor dem Land zu repräsentieren.
  4. Belial entstammt einer sehr armen Gegend der Efdarenja und spricht auch so, was einer der Hauptgründe für den Skandal war, als er zum Hofdichter ernannt wurde.
  5. Die khjerawischen Sprachen, die in der Sestra vorherrschen (Rakda, Baleara, Aar Yel), stammen zwar aus benachbarten Territorien, sind aber nicht miteinander verwandt. Sie haben bis auf eine Handvoll geteilter Leihwörter wenig gemein und sind nicht gegenseitig verständlich.
  6. Wer angibt, Khjerai zu sprechen, meint damit Rakda.
  7. Revcas wilde Mischung der erwähnten drei Sprachen war nicht nur unverständlich für alle Außenstehenden, sondern wirklich beeindruckend. Man halte bitte nach einem traumatischen Todeskampf eine spontane Tirade auf Spanisch, Türkisch und Serbisch.
  8. Morakische Kurzschrift (die Grundlage des Sekretär- und Protokollantenberufs) basiert auf der maurischen Aussprache und Orthographie und ist damit umso schwerer zu erlernen, je weiter entfernt von der Stadt man aufwächst.
  9. Vortex hat große Schwierigkeiten mit Morai, weil seine Muttersprache mit keiner kontinentalen Sprache verwand ist. Er könnte vermutlich das Schriftsystem der Hundert-Flüsse-Insel entziffern, ist damit aber noch nie in Berührung gekommen.
  10. Die Ksuandrem, eine verdrängte ethnische Gruppe aus der ehemaligen Republik Xuandra, sind der Gleichschaltung mangels fester Wohnorte seit Jahrhunderten größtenteils entgangen. Daher hört man ihnen häufig einen deutlichen Unterschied an. Ihre ursprüngliche Muttersprache, Hyri, ist vollständig ausgestorben.
False Friends

Einen kleinen Absatz möchte ich noch der augenscheinlichen Vertrautheit widmen, die viele Namen beim Leser hervorrufen werfen. Ich spiele gern mit diesem Faktor. Vertraut klingende Namen sind eine Brücke in eine fremdartige Welt, die den Einstieg unbewusst einfacher macht. Ich kenne keinen Pellbeck, aber ich könnte mit einem zur Schule gegangen sein. Pjotr, Alyce, Tito – man hat die Namen schon gehört, bevor man sie liest. Die gesunde Mischung aus Bekannt und Abstrakt macht’s. Mal braucht es mehr, mal weniger. Nennen wir es das Wit talks to Raboniel The Fused, Lady Of Wishes Prinzip.
Trotz all der heimeligen Zentral-Ost-Europäischheit (ist das ein Wort?), lasst uns nicht vergessen, dass wir uns letztlich auf Tewranhje befinden. Das beste Beispiel dafür ist Mitz Maron. Seine Frau klärt den Leser darüber auf, dass sein Vorname Michal lautet. Augenblicklich wird Vertrautheit erzeugt. Es gibt zu viele Michaels auf der Welt! Michel mit der Suppenschüssel, Michal und Merten aus Krabat… jeder kennt’s. Allerdings trügt der Schein in diesem Fall. Wie oben erwähnt, ist Michal ein geschlechtsneutraler Name aus Zentralmoran, der in einem Atemzug mit Vyradal, Rechal und Belial plötzlich gar nicht mehr so vertraut klingt. Fun Fact: Die Wurzel des Namens (alt-mrk. myrcha) bedeutet Fluss.

Mann. Ich liebe Sprache. Hab‘ ich das schon mal erwähnt? Gott, ist das alles schön.

* Ich entschuldige mich bei allen tatsächlichen Linguisten. Ich habe eine Menge Konzepte im Kopf, für die mir die Fachwörter abhanden gekommen sind. F und P werden an ähnlichen Stellen im Mund geformt, nur die… plosiveness ändert sich? Konzepte. Ein Gefühl für die Sache, sagen wir’s so. Ich hoffe, euer Aneurysma war kurz und schmerzlos.

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